Zeiss-Planetarium

Oskar von Miller, Gründungsdirektor des Deutschen Museums in München, möchte seinem Publikum auch die Himmelsvorgänge anschaulich demonstrieren. Nachdem er mit eigenen Überlegungen zur technischen Umsetzung nicht weiter gekommen war, fragt er bei der Firma Carl Zeiss in Jena nach.
Als das Projekt auch in Jena ins Stocken gerät, stellt der Techniker Walter Bauersfeld in einer Besprechung folgende ungewöhnliche Frage: „Warum wollen Sie so eine komplizierte Mechanik bauen? Ich denke, es müsse viel besser gehen, wenn man die Bilder von Sonne, Mond und Planeten auf die Innenflächen der Blechkugel projiziert.“

Mit diesem Gedankengang wird durch Bauersfeld eine geniale Idee geboren. Ihm gelingt es kurzfristig, eine komplexe Lösung für das Planetarium zu finden. Eine Kombination von Bildwerfern soll Gestirne an eine feste, weiße halbkugelige Kuppel eines verdunkelten Vorführraumes projizieren. Dabei müssen die Projektoren mit Getrieben und Elektromotoren so gesteuert werden, dass sich die Bahnen der Himmelsobjekte naturgetreu nachvollziehen lassen.

Mit der Realisierung dieser Idee entstand allerdings gleichzeitig ein neues Problem: die Konstruktion einer sich selbst tragenden Projektionskuppel. Auch hierfür erarbeitet Bauersfeld eine Lösung. Er entwickelte ein kuppelförmiges Stabnetzwerk, dass mit Beton ausgegossen wurde. Somit entstand eine Versuchskuppel für das Münchener Projektionsgerät hier in Jena.
Als 1923 der erste künstliche Sternhimmel eines Projektionsplanetariums in München erstrahlt, ist die Reaktion sensationell. Eine Weltneuheit ist entstanden – „Das Wunder von Jena“.

Den vielen Planetarien, die es inzwischen weltweit gibt, hat das 1926 eröffnete Zeiss-Planetarium in Jena jedoch etwas voraus. Es ist das dienstälteste Großplanetarium der Welt, gebaut mit bewährter Stabnetzkuppel und ausgestattet mit modernster Technik.
Seit der Eröffnung hat es nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Bis heute verzaubert das Jenaer Zeiss-Planetarium als Einrichtung der Ernst-Abbe-Stiftung jährlich über 140.000 Besucher mit überwältigend naturähnlichen Bildern des Sternhimmels sowie einem reichhaltigen Repertoire an Unterhaltungsprogrammen für die ganze Familie.

Zeiss-Planetarium Jena
Quelle: W. Don Eck / Sternevent GmbH

 

ZEISS-Projektionsplanetarium
Modell II 1934
Quelle: ZEISS Archiv